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„Wer will, der kann...“ |
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Ein Schauspiel von Carin Mannheimer
Regie: Maria Emsden
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4 Frauen am Boden zerstört! Die vermeintlich sichere Stelle in der Bank aus heiterem Himmel eiskalt gekündigt von ihren Bossen - alles Männer!
Alle Versuche, beruflich wieder auf die Beine zu kommen, scheitern kläglich: Die Saison für Erdbeerpflückerinnen und Spargelstecherinnen ist eben vorbei!
Der gesuchte Weihnachtsmann muss eben ein MANN sein! Und wenn FRAU in High Heels einen Werbespot dreht, dann muss ER natürlich größer sein als SIE!
Und kauft MANN der Frau partout keinen Staubsauger ab, bleibt der Staubbeutel eben leer - leer, wie ihr Geldbeutel und ihr Leben - bis zu jenem Tag der Erleuchtung...
Sie besinnen sich ihrer natürlichen weiblichen Ressourcen, ihrer „Goldgruben, auf denen sie sitzen“ und gründen mit diesem Kapital ihre eigene Firma.
Ihr „Produkt“ findet reißenden Absatz bei der Männerwelt. Bald liegen ihnen auch ihre früheren Bosse zu Füssen und investieren kräftig in ihr „Unternehmen“.
Ja, es läuft. fast zu gut!
Witzig, hitzig, spritzig! Ein LUSTspiel mit geschliffenem Wortwitz, originellem Plot, überraschenden Wendungen und einer Truppe, die vor Spielfreude fast explodiert.
Wenn aus der Tragödie ein Spiel mit und um die Lust wird, dann ist für MANN und FRAU gleichermaßen prickelndes Amüsement angesagt...
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Darsteller |
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Klara
Yvonne
Marianne
Lilian
Direktor
(und in weiteren Rollen)
Johannson
(und in weiteren Rollen)
Madame Ursule Rataille
Karin / Sonja Johannson
Assistent
(und in weiteren Rollen)
Wilhelm
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Debora Herzog
Christine Grundig
Stefanie Maselli
Eva Maselli
Bob Emsden
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Tobias Jennewein
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Maria Emsden
Gabriela Covre
Fabio Covre
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Kurt Hagedorn
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Mitwirkende hinter und vor der Bühne |
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Maske / Frisuren
Bühnenbild / Aufbauten
Technik / Licht / Ton
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Fundus
Kostüme
Requisiten / Inspizienz
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Regieassistenz
Regie
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Angelika Nickel
Peter Gsell
Ralf Mahlo
Matthias Herrmann
Werner Gasser
Thomas Trummer
Claudia Bauer
Gudrun Buberl
Claudia Bauer
Bob Emsden
Maria Emsden
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Ausgabe Karlstadt
vom Montag, den 12. Oktober 2015
von Rainer Hain |
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So macht frau sich selbstständig
Vorschläge aus Schweden im Theaterstück „Wer will, der kann“ in der Gerbergasse
Carin Mannheimer, schwedische Theaterregisseurin und Filmschaffende, ist im Jahr 2014 verstorben. Sie hinterließ einen Reigen verschiedenster Fernsehserien, die sie für das schwedische Fernsehen schrieb und inszenierte. Eines ihrer bekanntesten Theaterstücke „Wer will, der kann“, stellte nun das Theater in der Gerbergasse vor.
Das Stück spielt kurz vor der Jahrtausendwende, als die Arbeitslosigkeit in Schweden vor allem für Frauen ein ernsthaftes Problem darstellte. Um Frauen zu ermutigen, ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen, schrieb Mannheimer ein turbulentes Stück über die zynische Weisheit, dass derjenige, der keine Arbeit habe selbst daran schuld sei. Die Position ist dabei klar: Es muss ohne Männer gehen, denn die sind die Profiteure der Situation. Es dominiert fast durchgehend die Frauensicht auf die Dinge.
Nun fällt es nicht leicht, die sich in 22 Rollen (bei zehn Schauspielern) entwickelnde Handlung wiederzugeben, zu mal acht Rollen von den geschickten Regisseuren Maria und Bob Emsden „wegrationalisiert“ wurden.
Trotz multipler Szenenschnitte, vieler Einzelaktionen und Rollenwechsel blieb aber ein durchaus schlüssiger und amüsanter roter Faden, den die Zuschauer mit großem Vergnügen verfolgten.
Drei Bankangestellte, Clara (Debora Herzog), Yvonne (Christine Grundig) und Marianne (Stefanie Maselli) werden von Bankdirektor Schlottermann (Bob Emsden) auf ziemlich schäbige Weise gekündigt. Der zweite Bankdirektor, Johannson (Tobias Jennewein), stellt sich als sein korrupter Handlanger heraus und auch sein Assistent (Fabio Covre) zeigt nicht gerade Rückgrat. Auch die seit Jahrzehnten für die Bank tätige Lilian (Eva Maselli) muss daran glauben.
Leider schlagen die Versuche der vier arbeitslosen Frauen, auf dem regulären Arbeitsmarkt eine Stelle zu finden, alle fehl, sie finden selbst als Spargelstecher („da muss man Polnisch können“) oder als Weihnachtsmann („denn der ist und bleibt ein Mann“) keinen Job.
Nach all den vergeblichen Anläufen versuchen sie, über Männer an Geld zu kommen. Enttäuscht vom männlichen Geschlecht, das sich nach One-Night-Stands immer direkt aus dem Staub macht, beschließen sie, aus ihrer sexuellen Freizügigkeit auch finanziellen Gewinn zu schlagen und das Ganze besser zu organisieren. Denn inzwischen sind sie sozial fast abgerutscht. Marianne versucht krampfhaft, ein paar Staubsauger zu verkaufen und Lilian taucht nur noch mit Plastiktüten auf und kann die Fernsehgebühren nicht mehr bezahlen.
Die Erkenntnis, dass Ehe staatlich geförderte Prostitution sei, lässt sie zu dem Schluss kommen, die Dinge ohne den Staat selbst in die Hand zu nehmen und ein Bordell aufzumachen.
Nach einiger Zeit mäßiger Erfolge suchen sie Unterstützung bei einer belgischen „Bordell-Beraterin“ (Maria Emsden), die ihnen eine Spezialisierung in bestimmte Sparten nahelegt, Domina, rabiate Krankenschwester (Gabriela Covre) oder zwangsneurotische Klempnerin. Lilian fungiert in diesem Etablissement als Rezeptionsdame und Steuerfachfrau. Durch eine Weltwirtschaftskrise, ausgelöst von einem Disaster in Griechenland, gerät das „Unternehmen“ in Turbulenzen und am Ende sind die Damen so arm wie zuvor. Der einzige Lichtblick bleibt, dass Wilhelm (Kurt Hagedorn), ein liebenswürdiger Rentner und gelegentlicher Bordellbesucher, sich in Lilian verliebt und die wahre Liebe auf diese Weise fröhliche Urständ feiert und das Weltbild wieder gerade rückt.
Die Geschichte einer kollektiven weiblichen Selbstverwirklichung ist in hohem Maß ein Vergnügen. Nicht nur, dass die vielen Kleider- und Rollentausche viel Farbe ins Geschehen bringen, sie bieten auch den Schauspielern bei Leibe mehr Aktionsspielraum als übliche Theaterstücke.
Ihre herausragenden schauspielerischen Fähigkeiten beweisen vor allem Debora Herzog, Christine Grundig, Stefanie und Eva Maselli als zentrale Figuren des Unternehmens. Auch gesanglich konnten sie Erfolge verzeichnen („Money makes the world go round“). Äußerst wandelbar zeigt sich Tobias Jennewein in einer Fülle verschiedenster Rollen ebenso überzeugend wie Gabriela und Fabio Covre. Der akribischen Regiearbeit von Maria Emsden ist es zu verdanken, dass viele Aktualisierungen ihren Weg in das Stück gefunden haben. So wurden neben der Griechenlandkrise und dem VW-Skandal auch die jüngsten Ereignisse in der Karlstadter Stadtmarketing GmbH aufs Korn genommen. Auch wenn das Stück dank der immens großen Anzahl von Rollen und den damit verbundenen Kostümwechseln phasenweise etwas hektisch wirkte, verbringt der Zuschauer bei „Wer will, der kann“ einen äußerst anregenden und kurzweiligen Theaterabend.
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