MEER IRRLAND
„MEER IRRLAND“
Irland von seiner irren Seite und noch viel me(e)r.
Regie: Maria und Robert Emsden
„Bezaubernd, mitreißend, spritzig, skurril, (aber-)witzig... eine liebevolle Hommage an die grüne Insel mit abgefahrenen Szenen am Rande des Wahnsinns...“ So urteilte die Presse über die Theaterproduktion „IRRLAND“ aus dem Jahre 2011. Die Wogen der Begeisterung über dieses „einmalig schöne“ Experiment waren Ansporn für ein „MEER IRRLAND“. Mit dieser Produktion geht nun ab 5. Oktober 2012 im Theater in der Gerbergasse der „Irrsinn“ in die nächste Runde. Wieder erwartet den Zuschauer ein farbenfroher Fleckerlteppich, gewebt aus unterschiedlichsten Sketchen, (nicht nur) irischer Musik und einer verbindenden Rahmenhandlung.

So hätte sich Ulf-Hinrich seine feucht-fröhliche Abschiedsnacht vom „Blind Holidate“ nicht einmal in seinen kühnsten Träumen ausgemalt! Die (Guinness-) Königskrone auf seinem edlen, sächsischen Haupte und zum Dessert die 3 süßen Töchter der Wirtin als krönende Zugabe für eine ganze Nacht!

Ein Jahr ist seitdem vergangen. Was war passiert in jener Nacht? Irgendwie verschwimmt seine Erinnerung in den von Guinness und Whisky geschwängerten Nebelschwaden rund um die Krönungsfeierlichkeiten. Seine Gedanken beginnen mehr und mehr zu kreisen um all die seltsamen Erlebnisse auf jener kleinen Insel in der rauen, irischen See. Er muss zurück, zurück an jenen magischen Ort, wo die Grenzen zwischen Traum und Wirklichkeit verschwimmen und wo die Musik wie von Zauberhand ein jedes Herz öffnet.

Und nun ist dort alles vorbereitet für seinen Empfang, alles, inklusive einer äußerst pikanten überraschung. Doch auch er hat eine solche im Gepäck! Und diese schlägt ein wie eine Bombe. Sie sprengt ein Guckloch in die reale Welt des Singing Pub. Hierdurch bekommt der Zuschauer immer wieder verblüffende Einblicke in andere Welten, in denen sich die seltsamsten Gestalten tummeln, schräglichste Wikinger einfallen, Großmütter urplötzlich verschwinden und Salamis in der Unterwäsche explodieren... Kurzum, es ist wieder ein Wechselbad der Gefühle, das den Zuschauer erwartet. Und gerade dieses machte, laut Pressestimme, das Brillante der letztjährigen Produktion aus, zusammen mit den „Gänsehautstimmen“. Diese wollen natürlich auch heuer wieder verzaubern.

Darsteller
Thomas Trummer
Manuel Amthor
Maria Emsden
Bob Emsden
Eva Maselli
Stefanie Maselli
Julia Heppenstiel
Theresa Rombach
Christa Messner
www.Fee 1
www.Fee 2
Debora Herzog
Sophie Inderwies

Musikensemble
Gesang / Percussion
Gesang / E-Bass
Gesang / Percussion
Flöte / Percussion
Klavier / Gesang
Eva Maselli
Stefanie Maselli
Julia Heppenstiel
Theresa Rombach
Willy Flassig

Musikalische Leitung
Gesang / Gitarre / Banjo Bob Emsden

Mitwirkende hinter und vor der Bühne
Maske / Frisuren
Bühnenbild / Aufbauten
Technik / Licht / Ton
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Kostüme
Requisiten / Inspizienz
Regie
Angelika Nickel
Peter Gsell
Werner Gasser
Ralf Mahlo
Thomas Trummer
Christa Messner
Maria und Robert Emsden
Fotos: Gerd Nickel
Lohrer-Echo
  Lohrer-Echo
  vom Mittwoch, den 10. Oktober 2012

von Sylvia Schubart-Arand
Schrägliche Wikinger und Limerick-Tussis
Theater: Das Stück „Meer Irrland“ in der Karlstadter Gerbergasse ist ein großer Spaß mit viel Musik

Der Sommer ist vorbei und man war wieder nicht in Irland? Macht nichts. Ersatz gibt es im Theater in der Gerbergasse, denn dort hat ein motiviertes und musikalisches Ensemble um die Regisseure Maria und Robert Emsden die Produktion „Meer Irrland“ auf die Bühne gebracht - eine Fortsetzung der „Irrland“-Produktion von 2011, aber nicht aufgewärmt, sondern rundum erneuert.

„Meer Irrland“ - der Begriff ist Programm, denn das Meer rauscht, aber es gibt auch mehr Irres - Musikalisches und Geschichten aus Irland. Das Stück ist Schauspiel, Musical - eigentlich gibt es gar kein deutsches Wort für diese kurzweilige, multimediale Show.

Skurriler Humor

Dazu gehören Livemusik, Gags, Sketche, skurriler Humor, kleine Filmeinspielungen und Karikaturen, in denen beispielsweise Barack Obama die Worte „Ick bin ein Irrer“ in den Mund gelegt werden.

Karlstadts Bürgermeister Paul Kruck hat einen Wikingerinnen-Auftritt als „Paula“ und auch das Karlstadter Original, „Hunde-Ingrid“ Dittmeyer als Wikingerin „öngröd“ erscheint in einer Karikatur.

Ein bisschen verwirrt bei so viel Irrsinn? Macht nichts. „Welcome to Crazyland“ heißt es dann in der Rückübersetzung am Abend - willkommen in Irrland. Deshalb als Zuschauer einfach entspannt zurücklehnen und das Geschehen im Bühnenraum genießen. Dieser ist wie immer liebevoll geschmückt: Peter Gsell hat eine urige irische Musik-Kneipe, den Singing-Pub „Blind Holidate“ nachgebaut, wo Whisky und Guinness nicht fehlen dürfen, ein Bild von einem lachenden Pferd an der Wand hängt und auf einem Regalbrettchen in einem Totenkopf englische Fähnchen und ein Hörnchen stecken - ein wenig irr eben.

Die resolute Wirtin Sophie McGuire, (klasse Stimme: Eva Maselli) dagegen ist normal und gut beschäftigt: Sie erwartet Besuch von Ulf-Hinrich aus Sachsen (damals gespielt von Thomas Trummer), der im Vorgängerstück auf dem langweiligen Inselchen Inishmore an Irlands rauer Westküste feucht-fröhlich gefeiert hat und der Sehnsucht wegen wieder bei der Wirtin und ihren Töchtern Stefanie Maselli, Julia Heppenstiel (beide klare Gänsehautstimmen und Percussion) sowie Theresa Rombach (Flöte, Percussion) aufschlagen möchte.

Doch es kommt ganz anders: Die Finanzkrise hat ihn ruiniert, statt dessen erscheint Zwillingsbruder Winnie aus Deidesheim, der „Manneme“, also Pfälzer Dialekt spricht. Thomas Trummer, Viel-Schauspieler vom Theater in der Gerbergasse, der heuer in jeder Produktion zu erleben war, tobt sich im Pfälzer Dialekt aus - fast bis zur Schmerzgrenze des Zuhörers.

Balladen und Songs

Zum Glück gibt es dazwischen viele irisch-schottische-walisische Lieder, beschwingte, rhythmusbetonte Balladen zum Mitsingen und Tanzen, melancholische über die Liebe und Sehnsucht, Klassiker über Treue und Trauer wie „Danny Boy“, schmissige Gag-Songs im Hillybilly-Stil bis zum emotionalen Schluss. Mit Gitarre und Banjo unterstützen Bob Emsden und Willy Flassig am Klavier die Sängerinnen, die auch als Schauspielerinnen agieren.

Mit Rückblicken, Einblicken, gespielten Gags und Minidramen voll absurd-schwarzen britischen Humor aus Ken Campells „Mr. Pilk's Irrenhaus“ greifen als weitere Schauspieler vor allem Maria Emsden und Manuel Amthor, aber auch Bob Emsden und die sonst immer nur für die Requisite zuständige, aber durchaus talentierte Christa Messner ins Geschehen ein.

Im Programm treten „schräglichste“ Wikinger, Limerick-Tussis oder (nur im Film zu sehen) die Feen Deborah Herzog und Sophie Inderwies auf. Der irrsinnige Ritt durch Ir(r)land macht Spaß, ohne das man sich Gedanken machen muss, ob das einen Sinn ergibt.
MAIN-POST
  Ausgabe Karlstadt
  vom Montag, den 08. Oktober 2012

von Rainer Hain
Premiere in der Gerbergasse: Bittersüß und witzig
„Meer Irrland“: Neues Stück in der Karlstadter Gerbergasse

„Meer Irrland - ein aberwitzig bezaubernder Cocktail aus Musik und Sketchigem“ hatte am Freitagabend im Theater in der Gerbergasse in Karlstadt Premiere. Die Aufführung stellt die Fortsetzung einer musikalischen Theater-Show aus dem vergangenen Jahr dar.

Schon mit der Begrüßung der Zuschauer: „Welcome to Crazyland“ (so die Rückübersetzung ins Englische) wird klar, dass dieser Ausdruck nicht nur Name, sondern Programm ist. Robert und Maria Emsden, Autoren, musikalische Leitung und Regie, liefern mit ihrer Mannschaft ein Stück für alle Sinne ab, inspiriert von einem tiefen Verständnis irischer Kultur und geprägt von großer Leidenschaft für das Theater.

Die Besucher einer vielfältigen Show mit unterschiedlichen Kostproben darstellerischen Könnens müssen nicht bereuen, gekommen zu sein. Sketche, gespielte Witze, surreale Gesprächssituationen, Geschichte, farbenfrohe Landschaften auf großer Leinwand und unterschiedliche musikalische Leckerbissen bilden einen bunten Reigen, charmant und witzig dargestellt.

Die irische Musik lässt mit ihren Melodien und Rhythmen keine Langeweile aufkommen, denn sie lädt zum Tanzen und Träumen ein und erzeugt bisweilen überschwängliche Lebensfreude. Aber auch eine gewisse Wehmut gehört zu den Menschen von der grünen Insel, und manchmal eine Sentimentalität, dass einem das Blut in den Adern zu gefrieren scheint.

Wechselbad der Gefühle

So erzählen sie in einem Wechselbad der Gefühle mal eine ernste, dann wieder eine lustige Story - oft beides zugleich. Wie die Musik ist auch die „Irrland-Show“ - sie ist ein Fundament für Anregungen und Gags.

Ulf-Hinrich, souverän gespielt von Thomas Trummer hatte in der Produktion 2011 den „Singing-Pub“, in dem sich die Handlung abspielt, von Deutschland aus besucht. Da er jetzt durch die Manipulationen von Hedge-Fonds-Managern pleite ist, schickt er seinen Zwillingsbruder Winnie aus Deidesheim, der Pfälzer Dialekt spricht. Beide Brüder sind Opfer deutsch-deutscher Verhältnisse, denn Winnie war als Kind aus Versehen mit dem Heißluftballon aus der DDR nach Mannheim geflüchtet.

Die zahlreichen Einblicke in die Lebensweise der „Paddies“ erfolgen vor allem durch intelligente und skurrile Einfälle in den Sketchen („gestörte Kommunikation“), die von Zeit zu Zeit, oft recht unvermittelt, das Bühnengeschehen bestimmen, ganz im Stil eines George Bernhard Shaw oder James Joyce, meist von Bob und Maria Emsden und Manuel Amthor gespielt.

Dem musikalischen Teil der Performance kann sich, aus Qualitätsgründen, kaum einer der Zuschauer entziehen. Die Sänger kreieren eine innere Wärme und ein Wohlgefühl, das seinesgleichen sucht, sie lassen eine Welt voller Magie, Mondschein und Sehnsucht entstehen. Das Publikum folgt ihnen gerne und findet sich unvermittelt in einer bittersüßen Wehmut wieder. Die reichhaltige keltische Kultur erwacht, so meint man, in diesem Stück zu neuem Leben.

Sänger und Schauspieler

Die weiblichen Sänger und Schauspieler sind Eva und Stefanie Maselli, Julia Heppenstiel und Theresa Rombach, die auch alle Instrumentalisten sind. Hinzu kommt Willy Flassig an den Tasten. Als Darstellerin wirkt auch Christa Messner mit, die sonst im Theater die Abläufe auf der Bühne managt.

Karlstadt hat eine neue Show, reichhaltig, tief und hintersinnig im Humor, ergreifend und nuanciert im Ausdruck und souverän in der Musikauswahl. Irischer Musik wird oft ein Klischee umgehängt und behauptet, sie handele vor allem von Liebe und Leid, Suff und Tod. Das Gegenteil gibt es auch, wie dieses Stück kraftvoll beweist: Ausgelassenheit und Freude, Anmut und Grazie - und große Lust zu leben.