IRRLAND
„IRRLAND“
Irland von seiner irren Seite

Sein „BLIND holiDATE“ hatte er sich ganz anders vorgestellt, der kauzige, nicht mehr ganz so taufrische Ulf-Hinrich Schüssel aus Düttenbüttel bei „Läpzsch“. Von einem heißen Rendezvous mit einer rassigen Südseeschönheit hatte er geträumt - doch stattdessen findet er sich inmitten von blökenden Schafen und feuchtkalten Nebelschwaden auf dem gähnend langweiligen Inishmore, einer winzigen Insel an Irlands rauer Westküste.
Einziger Lichtblick in diesem Gerölleinerlei: Der „Singing Pub“, die urige Kneipe von Sophie McGuire, der resoluten, etwas undurchsichtigen Wirtin mit drei Töchtern und einem Faible für tolle Knollen, weinsaufende Pferde, zarte Balladen und natürlich... Guinness! Wenn sie ihre Musiktruppe antanzen lässt, dann wackeln nicht nur die Wände.
Egal ob schmissige Rhythmen oder zarte Balladen, dem Zauber der irische Seele kann sich selbst Ulf-Hinrich schwer entziehen. Und wenn dann auch noch der Whiskey die Sinne benebelt, dann... tauchen sie auf, die skurrilen Gestalten aus Mr. Pilk's Irrenhaus!
Sie hinterfragen die Welt auf ihre ganz spezielle Weise: absurd, abgedreht und aberwitzig! Was ist der Unterschied zwischen einem Tisch und einem Nilpferd? Was ist Sein, was ist Schein in diesem seltsamen Spiegelkabinett? Ja, wie leicht gerät man doch in den Spalt... zwischen den Dingen! Diese Erfahrung muss auch unser ver(w)irrter Sachse machen. Doch will er überhaupt wieder herauskommen aus diesem „Spalt“?

Darsteller
Thomas Trummer
Marc Sigmund
Maria Emsden
Bob Emsden
Eva Maselli
Stefanie Maselli
Julia Heppenstiel
Theresa Rombach
Christa Messner

Musikensemble
Gesang
Gesang / E-Bass
Gesang
Flöte
Klavier / Gesang
Percussion / Gesang
Eva Maselli
Stefanie Maselli
Julia Heppenstiel
Theresa Rombach
Willy Flassig
Marc Sigmund

Musikalische Leitung
Gesang / Gitarre / Ukele-Banjo Bob Emsden

Mitwirkende hinter und vor der Bühne
Maske / Frisuren
Bühnenbild / Aufbauten
Technik / Licht / Ton
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Kostüme
Requisiten / Inspizienz
Regie
Angelika Nickel
Peter Gsell
Werner Gasser
Ralf Mahlo
Thomas Trummer
Christa Messner
Maria und Robert Emsden
Fotos: Gerd Nickel
MAIN-POST
  Ausgabe Karlstadt
  vom Dienstag, den 11. Oktober 2011

von Rainer Hain
Kilian, Kolonat und Totnan als irische „boy group“
Theater in der Karlstadter Gerbergasse spielt „Irrland“ am Rande des Wahnsinns entlang und wird vom Publikum gefeiert

Unter der Regie von Maria und Bob Emsden, dem auch die musikalische Leitung obliegt, gibt es eine neue Theaterproduktion in der Gerbergasse: Irrland heißt das Stück. Die hohen Erwartungen der Besucher wurden bei der Premiere am Wochenende rundum erfüllt.

Der verwirrte Sachse Ulf-Hinrich Schüssel, auf überzeugende Art gespielt von Thomas Trummer, kommt aus der Provinz als Tourist in die Einsamkeit einer irischen Insel an der Westküste. Versprochen hatte sich der Urlauber eigentlich ein aufreibendes „Blind-holy-Date“, ein Abenteuer der exotischeren Art. Schüssel spricht nur sächsischen Dialekt. Bald zeigen sich zwischen ihm und den Einheimischen kulinarische und sprachliche Differenzen, die zu amüsanten Szenen führen. „Ich steh auf Kartoffeln blöß als Klöß zum Fleisch mit viel Söß“ - sächsisch eben.

Ein Sachse im „Singing Pub“

Sein Zufluchtsort ist ein „Singing Pub“, in dem es Guinness und „Irish-folk-music“ gibt. Aber außerdem gibt es noch anderes, was den Sachsen gefangen nimmt. Zum einen ist es die Wirtin Sophie McQuire, mit großer Hingabe gespielt und gesungen von Eva Maselli, zum anderen ihre Band-Musiker, die zu einem irischen Pub gehören wie der dunkelbraune Saft, der weltweit alle Rekorde bricht.

Soweit die Rahmenhandlung. Das Stück beginnt mit Balladen, die vom Walfang im und den Nebeln über dem Nordatlantik handeln. Hintergrund-Dias vom Beamer liefern hierzu stimmungsvolle Landschaftsbilder von steil abfallenden Klippen und betörenden Sonnenuntergängen im schmeichelnden Licht der grünen Insel. Hinzu kommt über eine historische Schiene Infotainment ins Spiel, so etwa über Hungersnöte wegen des Ausfalls der Kartoffelernte oder über den Osteraufstand im Jahre 1916 gegen die Engländer - ein Bezugsrahmen, der nie dozierend oder aufdringlich wird.

Trotz des irischen Sujets wird aber eine gewisse lokale Bezugsebene nie ganz aufgegeben und führt wie ein roter Faden durch das Stück. So sind die Franken-Apostel Kilian, Kolonat und Totnan eine irische „boy-group“. Die Musik spielt in diesem Land auch bei der Wahrnehmung die entscheidende Rolle.

Einblicke in eine skurrile Welt

Wäre da nicht die Schwäche für Literatur und Theater und die Liebe zu beißendem, schwarzen Humor. Sketche aus „Mr Pilk's Irrenhaus“ sind der eigentliche Kern . . .