Gerüchte ... Gerüchte
„Gerüchte ... Gerüchte“
Eine Schickimicki-Komödie mit fast tödlichem Ausgang
von Neil Simon
Regie: Werner Hofmann
Das Bürgermeisterpaar Myra und Charlie Brooks hat Freunde zu seinem 10. Hochzeitstage eingeladen, nacheinander treffen die Gäste ein. Doch weder Myra noch Charlie könne sie begrüßen: Myra ist spurlos verschwunden, Charlie hat sich selbst angeschossen. Anfangs bemühen sich die Freunde, das mysteriöse Verschwinden der Gastgeberin sowie den vermeintlichen Selbstmordversuch des Gastgebers voreinander zu vertuschen, um ihren Ruf zu wahren.
Dabei verstricken sie sich immer mehr in Lügen, auf eine Katastrophe folgt die nächste ...

Darsteller
Chris Gorman
Ken Gorman
Claire Ganz
Lenny Ganz
Ernie Cusack
Cookie Cusack
Glenn Cooper
Cassie Cooper
Officer Welch
Officer Pudney
Christine Grundig
Thomas Trummer
Verena Kimmel
Marc Sigmund
Rainer Kenner
Waltraud Flederer
Volker Eckstein
Karin Diel
Barbara Hubrich
Jutta Waßmann

Mitwirkende hinter und vor der Bühne
Maske / Frisuren
Bühnenbild / Aufbauten
Technik / Licht / Ton
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Souffleusen
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Kostüme
Requisiten / Inspizienz
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Assistenz
Gesamtleitung
Angelika Nickel
Peter Gsell
Werner Gasser
Ralf Mahlo
Gudrun Buberl
Simone Sigmund
Thomas Trummer
Christa Messner
Jutta Waßmann
Barbara Hubrich
Werner Hofmann
Fotos: Gerd Nickel
Lohrer-Echo
  Lohrer-Echo
  vom Mittwoch/Donnerstag, den 01./02. Mai 2013

von Sylvia Schubart-Arand
Will noch jemand die Wahrheit wissen?
Theater: Turbulente Boulevardkomödie „Gerüchte, Gerüchte“ neu in der Gerbergasse

Eine Spur zu amerikanisch-laut, aber amüsant und mit großem Einsatz gespielt: Geschafft waren Ensemble und Publikum nach der Premiere der neuen Boulevardkomödie „Gerüchte, Gerüchte“ im Theater in der Gerbergasse. Das Stück von Neil Simon wurde temporeich umgesetzt von Regisseur Werner Hofmann und Regieassistentin Barbara Hubrich.

Zu Recht gibt es den ersten Applaus für Bühnenbild und Aufbauten von Peter Gsell. Es geht um die oberen Zehntausend der New Yorker Gesellschaft: Stellvertretender Bürgermeister Charlie Brooks und seine Ehefrau Myra haben anlässlich des zehnten Hochzeitstags zur Party geladen. Sie werden die Zuschauer aber nie zu Gesicht bekommen.

Denn die Party beginnt unerwartet: Die ersten Gäste Chris Gorman (Christine Grundig) und Ehemann Ken (Thomas Trummer), Rechtsanwalt und guter Freund des Hausherrn, hören einen Schuss. Sie finden den Gastgeber am Ohr blutend, während Myra und das Personal nicht anwesend sind. Schnell sind sich beide einig, dass es nur ein Selbstmordversuch sein könne, den man vor den anderen Gästen verheimlichen müsse.

Die treffen nach und nach ein, wobei vor allem die Gattinnen mächtig aufgebrezelt sind. Weil Politiker Glenn (Volker Eckstein) und Gattin Cassie (Karin Diel), Lenny (Marc Sigmund) und Claire Ganz (Verena Kimmel) oder Analytiker Ernie (Rainer Kenner) mit Gattin Cusack (Waltraud Flederer) kein Interesse an einem Skandal haben, starten sie allerhand Vertuschungsmanöver samt Lügengeschichten.

Zumindest der Anschein eines Festes soll gewahrt bleiben - samt Festmahl, das die Gäste mangels Koch und Personal selbst zubereiten. Alles geht drunter und drüber, ein Telefon spielt immer wieder eine Rolle und im Gespräch taucht immer mal wieder der Gastgeber auf, dessen Blut sich dann auch noch auf feinen Smokinghemden findet, ohne dass jemand dem rätselhaften Geschehen auf die Spur kommt.

Irgendwann tanzen die Gäste ein geschicktes Ablenkungsmanöver für die inzwischen eingetroffene Polizei-Officers Welch und Pudney (Barbara Hubrich und Jutta Wassmann). Die beiden kommen eigentlich wegen eines Autounfalls, merken aber schnell, dass was nicht stimmt. Doch Marc Sigmund als Lenny holt grandios in der vorgetäuschten Identität des Gastgebers zu einem fulminanten Erklär-Monolog aus. Was ist nun mit der Wahrheit, des Rätsels Lösung also? Will der Zuschauer das überhaupt noch wissen nach so vielen Gerüchten, die an dem dreistündigen Abend (einschließlich Pause) verbreitet wurden?
MAIN-POST
  Ausgabe Karlstadt
  vom Samstag, den 27. April 2013

von Günter Roth
Anstrengende Turbulenzen
Premiere von „Gerüchte, Gerüchte“ in der Karlstadter Gerbergasse

Als der Vorhang bei der Premiere von „Gerüchte, Gerüchte“ im Karlstadter Theater in der Gerbergasse fiel, waren die Zuschauer genauso erschöpft wie die Schauspieler. Die drei Stunden - einschließlich Pause - voller Turbulenz, skurriler Figuren, Hektik und Lautstärke waren zwar äußerst vergnüglich, aber auch anstrengend.

Blutig am Hochzeitstag

Die Handlung des Stücks aus der Feder des bekannten amerikanischen Autors Neil Simon tritt in den Hintergrund, denn ein echter Spannungsbogen wird erst gar nicht aufgebaut. Vielmehr steht die Verstrickung der Protagonisten in eine Abfolge von Absurditäten, Lügen und Missverständissen im Mittelpunkt des Geschehens. Charley Brock und seine Frau Myra feiern ihren Hochzeitstag. Doch als die ersten Gäste eintreffen, liegt Charley blutüberströmt und nicht ansprechbar im Bett, von Myra und dem Personal fehlt jede Spur.

Schnell schießen die Vermutungen ins Kraut: War es ein versuchter Mord oder wollte sich der Hausherr das Leben nehmen, weil seine Frau eine Affäre hat? Um einen Skandal zu vermeiden, beginnen die Gäste - alle aus der High Society - eine Lügengeschichte nach der anderen zu spinnen. Je weiter das geht, umso verworrener wird das Netz. Dabei kämpfen sie nicht nur gegen die Polizei, sondern auch gegen sich selbst. Die Wahrheit kommt dabei zu kurz. Sogar zum Schluss wird nur eine Möglichkeit der Realität angedeutet.

„Gerüchte, Gerüchte“ lebt von seiner Turbulenz; der Fortgang des Stücks setzt Akteure und Publikum ständig unter Strom. Wenn zum Beispiel Marc Sigmund als Lenny Ganz am Ende seine Version als Wahrheit präsentiert, geschieht das in so einem Wahnsinnstempo, dass man Mühe hat, seine Worte zu erfassen. Eine tolle sprachliche Leistung von ihm, eine Herausforderung für die Zuschauer. Einmal bringt er dies auf den Punkt, wenn er sagt: „Ich kann mir manchmal selbst nicht folgen!“ Ansonsten sind die Dialoge spritzig, voller Wortwitz und herrlicher Situationskomik, die alle auf der Bühne perfekt umsetzen.

Die Figuren allerdings werden nur angerissen. Eigentlich gleichen sie einander in hohem Maße: Alle sind schrill, die Herren ignorant und aufgeblasen, die Damen dünkelhaft und leicht dümmlich. Das aber unterfordert die Schauspieler der Theaterbühne Karlstadt, denn eigentlich können sie weitaus mehr und vor allem differenzierter.

In den Rollen der affektierten Damen sind Christine Grundig, Verena Kimmel, Waltraud Flederer und Karin Diel zu sehen. Einen kurzen Auftritt als Polizistinnen haben Barbara Hubrich und Jutta Wassmann. Die umtriebigen, sehr wichtigen Herren sind Thomas Trummer, Marc Sigmund, Rainer Kenner und Volker Eckstein. Regie führt Werner Hofmann, assistiert von Barbara Hubrich. Ein wahrer Augenschmaus ist einmal mehr das umwerfend gestaltete und ästhetisch fein abgestimmte Bühnenbild von Peter Gsell.

Wer also Spaß hat an einer Komödie mit Slapstick-Elementen, mal bissig, mal andeutungsweise gesellschaftskritisch, aber in erster Linie voller grotesker Komik, der wird in „Gerüchte, Gerüchte“ ganz gewiss auf seine Kosten kommen.