Die Kaktusblüte
„Die Kaktusblüte“
Eine Komödie von
Pierre Barillet und Jean-Pierre Grédy
Regie: Werner Hofmann
Julien Desforges ist ein erfolgreicher, lediger Zahnarzt und Lebemann, der in den 70er Jahren in einem noblen Vorort von Paris lebt und dort eine Promi-Zahnarztpraxis führt. Er wird von seiner etwas altjüngferlichen Zahnarztgehilfin Stefanie in beruflichen wie auch privaten Belangen ausnahmslos umsorgt. Seit einiger Zeit hat er in dem jungen, hübschen Mädchen Antonia eine treue Geliebte gefunden. Um aber allfällige Heiratsgelüste Antonias zu unterbinden, gibt er vor, verheiratet zu sein und drei Kinder zu haben. Antonia macht in ihrer Verzweiflung einen Selbstmordversuch, der Julien erkennen lässt, wie viel sie ihm bedeute, und so macht er ihr einen Heiratsantrag. Dumm ist nur, dass Antonia, die streng darauf bedacht ist, nicht als Ehezerstörerin dazustehen, ihren geliebten Julien nur dann heiraten will, wenn dessen Frau selber in die Scheidung einwilligt. Doch woher soll er auf die schnelle Weise eine "Gattin auf Zeit" herzaubern? Diese Gattin findet er in seiner spröden Praxisgehilfin Stefanie. Das bringt aber ungeahnte, turbulente Verwirrungen, die auch Juliens nervtötender Freund Norbert und Antonias adretter junger Nachbar Igor zu spüren bekommen.

Mit „DIE KAKTUSBLÜTE“ nimmt das Theater in der Gerbergasse einen der beliebtesten Komödienklassiker ins Programm. Seit seiner Uraufführung 1964 in Paris trat das Stück einen Siegeszug rund um die Welt an.
1970 erhielt die berühmte Verfilmung mit Ingrid Bergman, Walter Matthau und Goldie Hawn einen Oscar und den Golden Globe Award. Bis heute sorgen die aberwitzigen Verwicklungen rund um ein romantisches Lügenkonstrukt, das zum unberechenbaren Selbstläufer wird, für einen charmanten und urkomischen Theaterabend.

Darsteller
Antonia
Stephanie
Julien
Norbert
Igor
Frau Durand
 
Belinda Küch
Verena Kimmel
Michael Meisenzahl
Volker Eckstein
Johannes Scheiner
Helga Scheiner
 

Mitwirkende hinter und vor der Bühne
Maske / Frisuren
Bühnenbild / Aufbauten
Technik / Licht / Ton
"
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Souffleuse
Fundus
Kostüme
Requisiten / Inspizienz
Regie
Angelika Nickel
Peter Gsell
Ralf Mahlo
Matthias Herrmann
Werner Gasser
Uli Seufert
Thomas Trummer
Claudia Bauer
Gudrun Buberl
Werner Hofmann
Fotos: Gerd Nickel
MAIN-POST
  Ausgabe Karlstadt
  vom Montag, den 11. April 2016

von Günter Roth
Lasziv und verführerisch
„Die Kaktusblüte“ feierte in der Theaterbühne Karlstadt Premiere

Mit dem Boulevard-Klassiker „Die Kaktusblüte“ von Pierre Barillet und Jean-Pierre Grédy aus den 1960er-Jahren startet die Theaterbühne Karlstadt mit einer von Werner Hofmann federleicht inszenierten Komödie in den Theaterfrühling.

Wie wird man eine Ehefrau nebst drei Kindern los - vor allem wenn diese gar nicht existieren? Vor diesem Problem steht der Zahnarzt und Frauenheld Julian. Damit seine zahlreichen Liebschaften möglichst unverbindlich bleiben, spielt er seinen jeweiligen Favoritinnen stets den unverstandenen Ehemann und dreifachen Vater vor. Bis der Selbstmordversuch seiner neuesten Flamme Antonia sein Verantwortungsgefühl weckt und er beschließt, sie zu heiraten.

Strenge Moralvorstellungen

Doch Antonia ist nicht nur hübsch und herrlich jung, sie hat auch strenge Moralvorstellungen: Sie verabscheut Lügen und möchte keine Ehe zerstören. In seiner Not überzeugt der Lebemann Julian seine spröde, unscheinbare Sprechstundenhilfe Stefanie zeitweise als scheidungswillige Gattin aufzutreten. Doch durch dieses neue Lügenkonstrukt tritt er eine Lawine unvorhersehbarer Ereignisse los, die die Schlinge um seinen Hals immer enger ziehen, ihm aber auch die Augen öffnen.

Entsprechend dem Titel haben Kakteen eben nicht nur spitze Stacheln, sie können auch wunderschöne Blüten hervorbringen.

„Die Kaktusblüte“ ist echter Boulevard, locker geschrieben und in Karlstadt locker in Szene gesetzt. Natürlich werden bis auf leichte Seitenhiebe auf die bürgerliche Gesellschaft keine tiefen Gedanken transportiert und natürlich ist auch das Ende vorhersehbar, doch die Komödie ist nie seicht oder gar peinlich, dafür ist immer reichlich Raum für freche, und doch intelligente Dialoge und feinen Wortwitz.

Ohne die übrigen Mitspieler abzuwerten, darf man gewiss die „Kaktusblüte“ Verena Kimmel hervorheben. Zu Beginn erscheint sie in ihrem unnahbaren Outfit und Gebaren genauso alt wie ihre Schreibmaschine - stachelig wie ein Kaktus eben. Im Laufe der Handlung zeigt sie zunächst Mitgefühl, Hilfsbereitschaft und nimmt das Heft beständig in die Hand. Schließlich öffnet sich die Blüte: Im umwerfenden roten Abendkleid mutiert die Assistentin Stefanie lasziv und verführerisch zum Weib, sogar ein klein wenig zum Vamp. Zum Ende aber ist sie gleichfalls überzeugend einfach nur die liebende Frau. Immer sind Mimik, Gestik und Intonation passgenau.

Michael Meisenzahl ist der ebenbürtige Partner, der entsprechende gegenläufige Persönlichkeitsentwicklungen durchlebt und überzeugend auf die Bühne bringt: zuerst souverän, eitel und auch ganz schön durchtrieben, dann aber zunehmend unsicher bis hin zur Hilflosigkeit und schließlich voller Selbstmitleid. Die smarte Erscheinung, das dezent melierte dunkle Haar und die gute Aussprache lassen den Casanova glaubhaft werden.

Die Atmosphäre des Stücks aus der Flower-Power-Zeit vermittelt keine so gut wie Belinda Küch als das scheinbar fröhliche unbedarfte Hippie-Mädchen, das sich zwischen freier Liebe und festen moralischen Grundsätzen doch irgendwie nach der großen Liebe sehnt. Küch spielt angenehm intensiv und authentisch. Antonias Gegenpart ist eigentlich ihr Nachbar Igor (Johannes Scheiner), ein erfolgloser und vor allem antriebsloser Autor, dem es so unendlich schwer fällt, ihr seine wahren Gefühle zu offenbaren.

Viele Lacher hat einmal mehr Volker Eckstein auf seiner Seite. Als Schrotthändler Norbert mit strohblonder Perücke und weit offenem roten Hemd fehlen dem 60er-Jahre-Dandy eigentlich nur noch das Goldkettchen und der Opel Manta vor der Tür. Überdreht bringt er seinen Part in einer Mischung aus Prolet, Macho und Gigolo zum großen Vergnügen aller. Viel Spaß bereitet auch Helga Scheiner in der Rolle einer überkandidelten Patientin, ständig „pünktlich 20 Minuten zu spät“, immer hektisch wie ein aufgescheuchtes Huhn. Der Höhepunkt ist dann aber ihre Opferrolle beim alles klärenden Disput zwischen Stefanie und Julian, bei dem sie im wahrsten Sinn des Wortes hin und her gerissen wird.

Die Spieltermine

Die Kaktusblüte wird in jedem Fall bis Anfang Juni gespielt. Im April: Freitag, 15., Samstag, 16, Sonntag, 17., Samstag, 23., Sonntag, 24., Freitag, 29., Samstag 30. Im Mai: Mittwoch 4., Freitag, 6., Samstag 7., Donnerstag12., Freitag, 13., Samstag 28., Sonntag 29. und Sonntag 5. Juni. Beginn ist jeweils um 19.30 Uhr, sonntags allerdings schon um 18 Uhr.