Deutsch um jeden Preis
„Deutsch um jeden Preis“
Eine Komödie von Stefan Vögel
Regie: Werner Hofmann
Es gibt ein Wiedersehen mit Stefan Vögels chaotischer Multi-Kulti-WG.

Die Wohngemeinschaft ist Vergangenheit. Tarik und Virginie sind ein Paar, wohnen in einem Fertighaus und stehen vor der Verleihung eines ganz besonderen Preises, dem „BEFRAMI 2015“. Sie sollen als bestintegrierte Franken mit Migrationshintergrund geehrt werden!

Just vor der Verleihung wird es turbulent: Tariks strenggläubiger Vater kommt aus Syrien und stiftet mit einer mysteriösen Krücke Verwirrung. Virginie hat ihren Ex-Lover Enzo eingeladen, der mit seiner neuen liebeshungrigen Begleiterin die Schlafzimmerwände zum Wackeln bringt. Und dann trudelt auch noch der Wiener Rudi ein und nimmt den Keller in Beschlag, aus dem es manchmal sehr verdächtig raucht! Der designierte BEFRAMI-Gewinner kommt in arge Nöte...

Turbulent, witzig ... und eine äußerst gelungene Fortsetzung des Riesen-Erfolgs von „ACHTUNG DEUTSCH“!

Darsteller
Tarik Al-Hassan
Virginie Aubert
Rudi Scheibler
Lorenzo „Enzo“ Danesi
Hamdi Al-Hassan
Carla Lunazzi
Reinhard Hotz
Frau Müller
Herr Müller
 
Marc Sigmund
Waltraud Flederer
Thomas Trummer
Rainer Kenner
Volker Eckstein
Sophie Inderwies
Peter Daumberger
Hildegund Kübert
Peter Kübert
 

Mitwirkende hinter und vor der Bühne
Maske / Frisuren
Bühnenbild / Aufbauten
Technik / Licht / Ton
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Souffleuse
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Fundus
Kostüme
Requisiten / Inspizienz
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Regieassistenz
Regie
Angelika Nickel
Peter Gsell
Ralf Mahlo
Matthias Herrmann
Werner Gasser
Uli Seufert
Simone Sigmund
Thomas Trummer
Claudia Bauer
Gudrun Buberl
Claudia Bauer
Barbara Hubrich
Werner Hofmann
Fotos: Gerd Nickel
MAIN-POST
  Ausgabe Karlstadt
  vom Dienstag, den 31. März 2015

von Günter Roth
Krücken, Haschisch und Dessous
Theaterbühne lässt es knistern - Grandioser Einstand für Sophie Inderwies

Mit einer umjubelten Premiere startete die Theaterbühne Karlstadt mit „Deutsch um jeden Preis“ die Fortsetzung des Erfolgsstücks „Achtung Deutsch“. Dabei erwies sich Sophie Inderwies als eine echte schauspielerische Entdeckung.

Rückblick auf den Frühling 2012: In dem ersten Stück von Stefan Vögel lassen die Mitglieder einer internationalen Wohngemeinschaft ohne jede Scheu vor „political correctness“ soziale, ethnische und zwischenmenschliche Konventionen aufeinander prallen. Der Syrer Tarik strebt die deutsche Staatsangehörigkeit an und ist der einzige Angepasste in der bunten Chaos-Truppe.

Jetzt, im zweiten Teil, ist diese WG Vergangenheit. Tarik und die heißblütige Virginie sind ein Ehepaar und leben mit ihrem Baby in einem Fertighaus zwischen Schnellstraße und Eisenbahnknotenpunkt. So weit, so alltäglich. Doch da sind noch die wehmütigen Träume von der einst so wilden Zeit - und die holt das junge Paar schnell ein: Enzo, Virginies unvergessener Ex-Lover, taucht mit seiner liebestollen kalabrischen Freundin Carla auf und nistet sich mit unermüdlichen, lautstarken Liebesaktivitäten im Gästezimmer ein. Das war eigentlich für Hamdi, Tariks streng konservativen muslimischen Vater vorgesehen.

Weil der nun aber auf der Couch im Wohnzimmer schlafen muss, bleibt für den weiteren Überraschungsgast, dem stets bekifften Wiener Rudi, nur noch eine Matratze im Keller, aus dem bald verdächtig süßliche Gerüche emporsteigen. Klar, dass nun ein Chaos an Gefühlen und irrwitzigen Verwicklungen ausbricht. Wer steigt wem nach, wer verbirgt welches dunkle Geheimnis?

Wieder einmal ist es den Akteuren der Theaterbühne gelungen, eine lebenslustige, quirlige und temporeiche Komödie pfiffig umzusetzen. Verantwortlich für das Gelingen ist nicht nur die geschickte Regie von Werner Hofmann und Barbara Hubrich, die die einzelnen Rollen seiner Truppe perfekt auf den Leib geschneidert haben. Manchmal derb, manchmal frivol, sogar sehr frivol, setzt das Ensemble die Vorlage um, aber es bleibt immer die Leichtigkeit der Komödie und es wird nie peinlich.

„Ich habe so richtig Schmetterlinge im Bauch“, sagte einer der Besucher am Ende. Schuld daran sind gewiss das weibliche Duo und der grandiose Gigolo Rainer Kenner. Obwohl sie sich diesmal ihrem Part als Ehefrau entsprechend etwas zurücknimmt, kann Waltraud Flederer mühelos die Rolle der betörenden Französin Virginie aufnehmen, ihr zur Seite steht aber diesmal ein Neuzugang. Sophie Inderwies zeigt sich bei ihrem Bühnendebüt in der Gerbergasse als echter Knaller. Frech, ungezügelt, ein unersättlicher Vamp und doch charmant, betörend und voller Anmut. Kenner ist für dieses Doppel der wohl beste Gegenspieler. Er verkörpert eine herrliche Parodie auf den Papagallo mit Goldkettchen, behaarter Brust und Bauchansatz.

In seinem Element sieht sich auch Thomas Trummer als Rudi, der vergammelte Wiener. Er spielt eine treffsicher interpretierte Rolle mit einer Mischung aus Sandler, Kommunarde und Rocker mit einer Prise Wiener Schmäh. Gute Parts liefern auch Peter Daumberger als steifer, verklemmter Beamter und Volker Eckstein als würdevoller und doch durchtriebener arabischer Vater Hamdi mit seiner geheimnisvollen syrischen Revolutionskrücke aus Holz. Hier muss man vor allem die hervorragende Maske loben.

Das Ensemble hält geschickt die Balance zwischen Klamauk und leichter Komödie, zwischen Frivolität und knisternder Erotik. Kleine, liebevoll eingestreute Details wie Enzos Unterwäsche in den italienischen Nationalfarben, das fränkische Lieblingsgericht „Schäufele“ für den muslimischen Vater oder das skurrile Spiel um die Kriegsverletzung, tragen zum Theaterspaß bei. Wen interessieren bei so viel Spielfreude und innerem Engagement schon die offensichtlichen logischen Knoten in der Spielhandlung? Besonders, wenn das Karlburger Ehepaar Hildegard und Peter Kübert ihren ultrakurzen Gastauftritt am Ende mit ihrem Bühnentod bezahlen mussten.

„Deutsch um jeden Preis“ ist zu sehen am Ostersonntag, 5. April, Ostermontag, 6. April sowie am 17., 19., 25. April. Termine im Mai sind der 2., 8., 15., 16., 23., 24. und 29. Im Juni ist am 6., 7., 19., 21., 27. und 28. eine Vorstellung geplant. Beginn ist sonntags um 18 Uhr, ansonsten um 19.30 Uhr.
MAIN-POST
  Ausgabe Karlstadt
  vom Mittwoch, den 01. April 2015

von der Redaktion
Leporello
  Kulturmagazin für Würzburg, Mainfranken und Bamberg
  Ausgabe 4/2015

von Nicole Oppelt
Fränkisch integriert
Das Theater in der Gerbergasse zelebriert bis zum
28. Juni „Deutsch um jeden Preis“


Das Karlstädter Ensemble um Regisseur Werner Hofmann war sich schon vor dem ersten Vorhang bewusst: „Das Premierenpublikum kann die Art des Stücks noch mitbestimmen, daher ist es besonders wichtig.“

Und Fortsetzungen, die werden besonders auf die Goldwaage gelegt.

2012 feierte die Truppe mit der skurrilen Screwball-Komödie „Achtung Deutsch“ einen grandiosen Erfolg. Die schrille Multi-Kulti-WG von Autor Stefan Vögel ist mittlerweile Vergangenheit. Ab sofort heißt es „Deutsch um jeden Preis“.

In rasanter Fahrt taucht das Publikum in die Welt von Tarik (Marc Sigmund) und Virginie (Waltraud Flederer) ein, die mittlerweile ein Paar sind und ihr Leben, eben typisch deutsch, in einem Fertighaus eingerichtet haben.

Der Aufhänger der Geschichte ist schnell erzählt: Tarik Al-Hassan soll zum „Beframi 2015“ gekürt werden. Doch dem vermeintlich „bestintegrierten Franken mit Migrationshintergrund“ kommen (natürlich) seine alten WG-Kollegen samt des eigenen Vaters dazwischen.

Selbstredend, dass es da auf der knallig eingerichteten Bühne turbulent zugeht. Den Überblick behalten die Zuschauer aber ohne Mühe. Nicht zuletzt dank charmanter Details wie fränkischer Fan-T-Shirts oder einem Baby, eingehüllt in Schwarz-Rot-Gold.

Regionale Anspielungen auf die Würzburger Festung oder das weitere Umland dürfen auch nicht fehlen. Ohnehin zieht die bunte Truppe um Sigmund und Flederer sämtliche Attitüden konsequent durch.

Ganz gleich, ob französisch, italienisch, syrisch oder ausgesprochen bayerisch gefärbt - sprachliche wie menschliche Eigenheiten werden mit viel Augenzwinkern umgesetzt ohne dabei zu überdrehen.

Rudi (Thomas Trummer), Enzo (Rainer Kenner), Hamid (Volker Eckstein), Carla (Sophie Inderwies) und Reinhard (Peter Daumberger) geben mit Bravour die gesamte Klischee-Palette von liebeshungrig über schlitzohrig bis gewitzt.

Gekrönt wird das Zusammenspiel jedoch vom ausgesprochen facettenreichen Minenspiel Sigmunds.

Am Ende steht für das Publikum fest: Die 8500 Euro „Preisgeld“ für den „Beframi 2015“ hätte bestimmt nicht nur er sich redlich verdient.