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„Der Vorname“ |
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Eine Komödie von Matthieu Delaporte
und Alexandre de la Patellière
Regie: Werner Hofmann
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Ein gemütlicher Abend soll es werden in der schlicht und stilvoll eingerichteten Wohnung des Literaturprofessors Pierre Garaud und seiner Ehefrau Elisabeth. Nur Freunde und Familie sind zu Gast: Elisabeths Bruder Vincent mit seiner schwangeren Frau Anna, dazu Claude Gatignol, Posaunist im Rundfunkorchester und Freund seit Kindertagen. Für Vincent, einen begnadeten Selbstdarsteller, ist die Runde zu friedlich.
Um für „Stimmung“ zu sorgen, enthüllt er den fassungslosen Freunden den geplanten Vornamen seines noch ungeborenen Sohnes: Adolphe. Die Debatte um die Frage, ob man sein Kind nach Hitler benennen darf, ist nur eine der hitzigen Diskussionen dieses Abends, aber sie führt dazu, dass das bisher so gemütliche Familientreffen plötzlich aus dem Ruder läuft. Denn die Jugendfreunde Pierre und Vincent sind nun in der Laune, sich endlich einmal ein paar Wahrheiten zu sagen, die man im Interesse eines gedeihlichen Zusammenlebens besser verschweigen würde. Beträchtliche Eitelkeiten treffen aufeinander, mit geschwollenen Kämmen hacken die Kampfhähne aufeinander ein. Mit Lust und Niveau werden Wortgefechte ausgetragen - doch die Contenance verlieren die Alphatiere erst, als Elisabeths und Vincents Mutter Francoise ins Spiel kommt.
Wortwitz und Dialoge in der besten Tradition der französischen kritischen Gesellschaftkomödie treiben atemlos eine Handlung voran, die bei aller Komik und Pointensicherheit auch manchen Blick in die Abgründe der Figuren erlaubt.
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Darsteller |
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Elisabeth Garaud-Larchet
Pierre Garaud
Elisabeths Mann
Claude Gatignol
Elisabeths Jugendfreund
Vincent Larchet
Elisabeths Bruder,
Pierres Jugendfreund
Anna Caravati
Vincents Lebensgefährtin
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Karin Diel
Yannick Schmitt-Walz
Rainer Kenner
Thomas Trummer
Christine Grundig
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Mitwirkende hinter und vor der Bühne |
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Maske / Frisuren
Bühnenbild / Aufbauten
Technik / Licht / Ton
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Souffleuse
Fundus
Kostüme
Requisiten / Inspizienz
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Regieassistenz
Regie
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Angelika Nickel
Peter Gsell
Werner Gasser
Ralf Mahlo
Uli Seufert
Thomas Trummer
Claudia Bauer
Gudrun Buberl
Claudia Bauer
Barbara Hubrich
Werner Hofmann
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Ausgabe Karlstadt
vom Montag, den 17. November 2014
von Günter Roth |
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„Witzig, rasant und ziemlich böse“
Die Theaterbühne Karlstadt spielt die Herbstkomödie „Der Vorname“
Wenn Komödie nicht nur Freude bringen und unterhalten, sondern auch dem „Volk aufs Maul schauen“ soll, dann hat die Theaterbühne Karlstadt mit ihrem neuesten Stück einen Treffer gelandet. Das Stück „Der Vorname“ von Matthieu Delaporte und Alexandre de la Patelliere ist weder eine federleichte Boulevard-Komödie noch ein Schenkelklopfer, vielmehr verlangt es sowohl vom Ensemble, als auch vom Zuschauer vollen Einsatz.
Zunächst ist man erst einmal etwas ratlos, die Handlung beginnt recht verhalten. Der langatmige Prolog aus dem Off macht ungeduldig und die gleichzeitig dargebotenen originellen „Standbilder“ hätte man auch auf zwei oder drei reduzieren können.
Aber mit dem Auftritt des selbstverliebten Vincent nimmt die Komödie mächtig Fahrt auf. Dieser will die tröge Einladung bei seinem Freund Pierre mit der provokanten Nachricht aufpeppen: Der Sohn seiner schwangeren Freundin Anna soll Adolphe heißen. Mit spritzigen Dialogen und pfiffigen Pointen beginnt jetzt der erste Teil des abendlichen Desasters. Darf man heute nach über 70 Jahren sein Kind nach dem größten Verbrecher Europas benennen?
Nun wird es fast tiefsinnig und philosophisch, Freunde prickelnder Wortspiele kommen auf ihre Kosten. Was gilt jetzt: „Adolphe hieß schon vor Adolf Adolphe“ oder „Adolf hat Adolphe für immer gemeuchelt!“ Was ist mit Alternativen? Josef Stalin, Benito Mussolini, Francesco Franco oder gar Napoleon - gibt es eine Untergrenze bei den Morden?
Doch wer Thomas Trummer alias Vincent kennt und seine ausdrucksstarke Mimik zu lesen versteht, weiß schon längst, dass dies pure Provokation ist; er will einfach aufmischen. Da ist die Grenze aber schon längst überschritten und das zweite nimmt seinen Lauf. Vincent hat sich ungeschickt über die Vornamen seines Freundes Pierre geäußert, was diesen und dessen Frau Elisabeth mächtig auf die Palme bringt und einen ebenso unfreundlichen Konter heraufbeschwört.
Zuerst fetzten sich nun die Familien gegenseitig, dann untereinander und zuletzt bekommt auch der gemeinsame friedfertige Freund Claude sein Fett ab, zumal sich dieser mit einer unglaublich skandalösen Liebesgeschichte outet, die allen Beteiligten endgültig die Contenance verlieren lässt.
An diesem Punkt, wo die fünf Protagonisten einander wahrlich nichts schenken und alles an lange verdrängten Emotionen hervorkramen, hat der Zuschauer zunächst allergrößtes Vergnügen an dem trefflichen intelligenten Dialogen, doch langsam beschleicht ihn auch das Bewusstsein, es sind wir selbst, über die wir dabei lachen, denn keine der angesprochenen menschliche Schwächen ist uns fremd.
Allerdings, so viel sei verraten: „Der Vornamen“ wäre keine Komödie, wenn nicht dieser wirre Knoten von Lebenslügen und banalen Klischees zu guter Letzt die lebensnotwendige Versöhnung durch eine unerwartete Wendung doch noch aufgelöst werden könnte.
Thomas Trummer steht zwar mit seiner Rolle zwischen eitlem Fatzke und Möchtegern-Lebenskünstler im Mittelpunkt der Handlung und hat einmal mehr Gelegenheit, seine schauspielerische Fähigkeit zu zeigen, doch seine Mitspieler stehen ihm dabei kaum nach. Yannick Schmitt-Walz bringt den spießigen, geizigen Literaturprofessor Pierre überzeugend, besonders wenn er dessen unbeholfene emotionale Ausbrüche darstellt. Karin Diel zeigt die Wandlung des angepassten Hausweibchens zur aufbegehrenden Partnerin. Wer sie bei ihrer Abrechnung mit den kleinbürgerlichen Fassaden und Lebenslügen in zunehmender Rage erlebt, wagt gewiss keinen Widerspruch.
Gut besetzt ist auch die Rolle der Anna, deren ungeborenes Kind als Auslöser der Ereignisse herhalten muss. Mal kess, mal herausfordernd, dann wieder unsicher und verzweifelt kann Christine Grundig einer Vielzahl von Situationen ein stimmiges Profil geben. Dann ist da noch Rainer Kenner mit dem Part des zunächst unscheinbaren Claude, der so gutmütig ist, dass ihm kaum jemand einfällt, den er nicht leiden kann. Mit einer beeindruckenden Ernsthaftigkeit lässt er seine Figur wachsen.
Fazit: Ein Abend zum Nachdenken, aber auch mit genügend Gelegenheit zum ausgiebigen Lachen. Viel Beifall erhielt einmal mehr das Bühnenbild von Peter Gsell.
Weitere Vorführungen sind: Freitag, 21.11., Samstag, 22.11., Sonntag, 23.11., Freitag, 28.11., Samstag, 29.11., Montag, 1.12., Donnerstag, 4.12., Freitag, 12.12. und Sonntag 14.12. Vorstellungsbeginn ist jeweils um 19.30 Uhr, sonntags um 18 Uhr. Karten gibt es bei Kartenservice Mahlo in der Hauptstraße 30, Tel. (0 93 53) 9 09 94 90.
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