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Ausgabe Karlstadt
vom Samstag, den 15. September 2012
von Günter Roth |
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Licht, Schatten und Donnerhall
Theater lebt natürlich von den Schauspielern, aber auch von den unsichtbaren guten Geistern hinter der Bühne. Unsere Serie „Hinter den Kulissen“ ist diesen Leuten gewidmet, ohne die im Theater in der Gerbergasse letztendlich gar nichts geht. Heute stellen wir den Bühnentechniker Ralf Mahlo vor.
Während das eine Paar links am Fenster einen heftigen Disput austrägt, schleicht sich am rechten Bühnenrand eine mysteriöse Gestalt heran. Noch ist sie für das Publikum nicht sichtbar, doch dann, plötzlich, wie mit einem Paukenschlag, blitzen drei Scheinwerfer auf und der „Böse“ steht für alle erkennbar buchstäblich im Rampenlicht und im Zentrum der Aufmerksamkeit.
Kleine Tricks, große Wirkung. Ohne Ralf Mahlo würde hier kaum etwas gehen. Hinter dem Zuschauerraum hat er sein kaum fünf Quadratmeter großes Reich. Hinter einer Glasscheibe sitzt er während des Spiels vor einem Mischpult mit vielen Schiebern, Drehknöpfen und Schaltern, und über die Lautsprecheranlage kann er auch hören, was vorne auf der Bühne geschieht.
Aus seiner technischen Anlage holt Mahlo das Bestmögliche heraus: Mit 20 Schaltkreisen, von denen sich zwölf direkt einzeln ansteuern lassen, können die Scheinwerfer über der Bühne strahlende Helligkeit oder aber schummrig-intime Stimmungen zaubern. Unterstützt wird der Technik-Freak mittlerweile von zwei Computern, mit denen sich besondere Effekte schon vorab einprogrammieren lassen. Auch akustische Einspielungen wie Musik, Schüsse oder ein mächtiger Donnerhall kommen per Elektronik aus dem Schaltzentrum. Trotzdem muss der Chef jeden einzelnen Schritt überwachen und anstoßen.
Wenn die Theaterbühne Karlstadt ein neues Stück einstudiert, tritt Mahlo erst etwas später in Aktion als die Schauspieler. Gemeinsam mit dem jeweiligen Regisseur bespricht er die einzelnen Szenen und die dafür notwendigen Licht- oder Akustikeffekte. Dann aber ist er voll gefordert. Lampen müssen neu aufgehängt und präzise eingestellt, Lichtkegel, Abschattungen oder Farben sind auszuprobieren und aufeinander abzustimmen. Neben der normalen Beleuchtung stehen auch ein Stroboskop, Lauflichter, eine Nebelmaschine und, falls nötig, sogar das sogenannte Schwarzlicht zur Verfügung. Gut 20 Arbeitsstunden sind dabei aufzuwenden, bevor es endlich losgehen kann.
Dann sitzt Mahlo in der Regel bei jeder Aufführung hinter seinem Steuerpult. Ob sich da nicht eine gewisse Langeweile einschleicht, wenn man zum 23. Mal „Achtung Deutsch“ hinter der Glasscheibe mit verfolgt und immer im selben Moment Licht wegnimmt, abdimmt oder das Telefon klingeln lässt? „I wo“, sagt der Herr der Technik. Jede Aufführung sei irgendwie anders. Einmal reagiert das Publikum unterschiedlich auf die Darbietungen, dann sind auch die Schauspieler nicht an jedem Abend gleich aufgelegt. Manchmal geht dabei eine Kleinigkeit schief, und das bringt Abwechslung.
Freude an der Technik hatte Ralf Mahlo schon immer, und so ist er auch zur Theaterbühne Karlstadt gekommen. Eine Bekannte hatte ihn gebeten, weil dort für eine Aufführung eine ganz besondere Einspielung gebraucht wurde. Natürlich hatte der Tüftler das Problem rasch gelöst - und ist bei den Theaterleuten hängengeblieben. Denn technische Herausforderungen reizen ihn nicht nur in seinem Beruf als Fachmann für Telekommunikation, sondern auch im Theater. |
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