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Ausgabe Karlstadt
vom Dienstag, den 07. August 2012
von Günter Roth |
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Täuschend echter Fahrstuhl
Theater lebt von den Schauspielern, aber auch von den unsichtbaren guten Geistern hinter der Bühne. Unsere kleine Serie „Hinter den Kulissen“ ist diesen Leuten gewidmet, ohne die letztendlich gar nichts geht. Heute stellen wir den Bühnenbildner Peter Gsell vor.
Wenn sich im Theater in der Gerbergasse der Vorhang hebt und das Publikum begeistert klatscht, noch bevor ein Schauspieler die Bühne betritt, dann gilt der Applaus in der Regel einem: dem Kulissenbauer Peter Gsell. Ohne seine Einfälle und sein handwerkliches Geschick würde vielen Stücken des erfolgreichen Theaters mit Sicherheit einfach das letzte Quäntchen fehlen - vielleicht manchmal sogar das entscheidende.
Eine seiner wohl größten Meisterleistungen lieferte Gsell, als er in dem Theaterstück „Ein seltsames Paar“ einen Fahrstuhl auf der Bühne nachbildete, mit Stockwerkanzeige und auf- beziehungsweise abfahrendem Licht und täuschend echt in Edelstahl-Ausführung. Viele Besucher konnten sich anschließend die Frage nicht verkneifen, wohin denn der Lift nach oben oder unten verschwunden wäre.
Eine besondere Herausforderung aber stellte auch die „Pension Schöller“, bei der Gsell gleich drei Bühnenbilder gleichzeitig hintereinander fix und fertig anordnen musste, damit der Umbau zwischen den Akten schnell genug vonstattengehen konnte. Dabei musste auch jedes Mal eine neue Einrichtung wie ein Sofa oder passende Bestuhlung bereit stehen.
Los geht die Arbeit schon lange vor der Premiere. In Vorbesprechungen mit dem Spielleiter - meist ist das Werner Hofmann - müssen die Vorgaben des Stückeautors mit denen des Regisseurs und natürlich vor allem mit den Möglichkeiten der Theaterbühne Karlstadt in Einklang gebracht werden. Dabei kann es durchaus auch mal kontrovers zugehen. Zur konkreten Arbeit kommt es meist etwa zwei Wochen vor dem ersten Vorhang. Der gelernte Schreiner Gsell arbeitet dann am liebsten am Vormittag, meist alleine, gelegentlich aber auch mit Unterstützung von Helfern.
Woher aber kommen all die Requisiten, die der Kulissenbauer immer wieder auf die Bühne zaubert? Oftmals von zuhause oder von guten Freunden, sagt er. Außerdem verfügt das Theater in der Gerbergasse im westlichen Anbau über einen sehr großen Fundus - Bühnenteile und Gegenstände von früheren Aufführungen. Da stehen zum Beispiel ein offener Kamin (aus bemaltem Holz), antike Säulen oder die festlich wirkenden Fassaden aus dem Sommertheater „Der tollste Tag“. Was hier nicht vorhanden ist, muss in Gsells Werkstatt neu angefertigt werden.
Für nötige Anschaffungen bekommt er vom Verein ein Budget zur Verfügung gestellt, das er eigenverantwortlich verwalten kann. Dafür muss aber auch mal wieder ein neuer Teppichboden für die Bühne angeschafft, wenn das Muster des alten partout nicht zu einer Biedermeier-Aufführung passen will. Der bisherige landete dann womöglich erst einmal im Fundus, bis er vielleicht wieder irgendwann zu neuen Ehren kommen darf.
Aber auch während der Spielzeit eines Stücks gibt es immer wieder Arbeit. Hier ist die Türe nachzubessern, weil sie der Schauspieler zu oft zu heftig zugeknallt hat, dort ist ein Stuhl zu Bruch gegangen, oder das aufgemalte Fenster hat Kratzer abgekriegt. Dann greift Peter zum Hobel oder zu Pinsel und Farbe, um den Schaden zu beheben.
Neben den Bühnenbildern im Theater sorgt Peter Gsell auch alljährlich für die Ausstattung beim Sommertheater im Hofriethgärtlein. So stammen auch die einfallsreichen Kulissen des diesjährigen Stücks „Spiel's noch mal, Sam“ aus seiner Kreativwerkstatt. |
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